10. Treffen der Regionalen Praxisgruppe Frankfurt

13.09.2021 | Online

Am Montag, den 13. September 2021, fand das 10. Treffen der Regionalen Praxisgruppe Frankfurt als MS Teams Meeting im Format eines digitalen Stammtischtreffens statt.

Wie bereits beim 9. Treffen im März wurden die Teilnehmer gebeten, bei der Registrierung Beiträge wie Hypothesen, Umsetzungsbeispiele, Problemsituationen etc. aus dem Tagesgeschäft einzureichen, die dann in Form von Impulsvorträgen dem Plenum vorgestellt und anschließend diskutiert werden können.

Die Praxisgruppenleiter Carina Schlabach und Sven Plößer zeigten sich bei der Begrüßung positiv überrascht über die vielen eingereichten Beiträge. Den Teilnehmer oblag es, mit einem Voting über Mural die Beiträge und die Reihenfolge der Vorstellung festzulegen.

Im ersten Beitrag berichtete daraufhin Horst Roman-Müller, Professor für Projektmanagement und Schlüsselfertigbau an der Hochschule RheinMain, über die praktische Anwendung von Lean Construction und der Last Planner® Methode in der Lehre. 

Im Modul Angewandtes Bauprojektmanagement (Studiengang Immobilienmanagement) sollten Studierende Stärken und Schwächen der klassischen Terminplanung am Praxisbeispiel kennen lernen. 

Das Ziel war die vorher im Szenario identifizierte Schwächen – z. B. ungenaue Termin-Vorgaben durch die Projektsteuerung, teilweise nicht nachvollziehbare Dauer von Vorgängen, fehlende Abhängigkeiten zwischen den Gewerken oder Top-Down-Kommunikation – bewusst als Stellvertreter/-in eines Gewerks in kollaborativer Umgebung und in Kooperation mit den anderen am Bau Beteiligten termingerecht mit LPS im Miro-Board zu koordinieren.
Hierbei waren Kenntnisse über die Abläufe von Estrich-, Trockenbau-, Elektro- und Fliesenarbeiten für den Ausbau eines Stockwerks in einem Großprojekt (Verwaltungsgebäude) gefragt.

Tatsächlich haben neun von zehn Teams nach weniger als 1,5 Stunden ihren zwischen allen Gewerken koordinierten abgestimmten Terminplan fertiggestellt.

Positiv überrascht hat vor allem das intuitive Rollenspiel und schnelle Erfassen der bis dahin unbekannten Methodik sowie die große Entdeckungsfreude und Hingabe mit der dieses Thema bearbeitet wurde.

Die Lehreinheit wurde gemeinsam mit Dr. Daniel Küppersbusch (Heinrich Schmid GmbH) vorbereitet und durchgeführt.

Der zweite Beitrag des 10. Praxisgruppentreffens war eine Coproduktion der GLCI Mitglieder Martha Gottschalk von HEBERGER Hoch-, Tief- und Ingenieurbau und Arved Weidemüller von borisgloger consulting. Gemeinsam zogen sie den spannenden Vergleich der Einführung und Etablierung von Lean in einem Bauunternehmen und der Einführung von Agile in einer Bank.

Auf Basis sehr unterschiedlicher Ausgangslagen im Jahr 2017, hoher Veränderungsdruck aufgrund niedriger Zinsen und dem Digitalisierungsschub in der Bankenbranche versus guter Auftragslage und relativ niedrigem Veränderungsdruck im Bauwesen, wurde die Einführung einmal stark top-down mit klaren Zielvorgaben des Managements und einmal komplett bottom-up geprägt.

Gemeinsames Fazit war, dass für eine nachhaltige Transformation das Zusammenspiel von kultureller und prozessualer Veränderung erforderlich ist. Am erfolgsversprechenden ist ein gesunder Mittelweg aus bottom-up und top-down.

Für eine Veränderung der Zusammenarbeitskultur und des Mindsets braucht es sowohl intrinsisch motivierte Mitarbeiter mit Freude am Experimentieren und Lernen als auch Unterstützung durch die Führung und gut organisierte Befähigung von Mitarbeitern und Teams. So entstehen aus der gelebten Anwendung von Agile bzw. Lean Anschauungsbeispiele der Kulturveränderung mit Strahlkraft in das Unternehmen.

In der anschließenden Diskussion ging es um die Themen Aufhebung von Silodenken, Streuen von Wissen der AV, mehr Stabilität im Bauablauf; Wissensübergabe an andere Projekte, Kulturveränderung vs. prozessuale Veränderung und den Einfluss der Definition von Rollen, Verantwortlichkeiten, Werten und Prinzipien auf die Kultur bzw. Kulturveränderung.

Im abschließenden Impuls berichtete Thomas Hentler vom erstmaligen Einsatz von Lean Construction Methoden bei der Planung und Umsetzung eines Labor- und Forschungsgebäudes bei Evonik. Insbesondere die Letzte-Planer-Methode als kooperative integrative Projektabwicklung mit der vorgelagerten Gesamtprojekt-Prozessanalyse hat bei der Planung wesentlich dazu beigetragen, die Planung zum Termin fertigzustellen und die Schnittstellen entsprechend zu berücksichtigen. 

Bei der Umsetzung kommen der Projektsteuerungsraum, Ordnung und Sauberkeit sowie der kontinuierliche Verbesserungsprozess dazu, um mit den Baubeteiligten die Möglichkeit zu nutzen, passende Vorgehensweisen und Handlungsansätze zur Wertschöpfungssteigerung umzusetzen.

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Portrait Alison Braun

Alison Braun

German Lean Construction Institute – GLCI e.V. Assistentin der Geschäftsführung